
Wenn die Bielerinnen und Bieler morgens aus dem Haus gehen, treffen sie auf saubere Strassen und Trottoirs. Dafür verantwortlich ist der Strassenwärter Roger Grunder. Er ist morgens schon früh unterwegs und erledigt seine Arbeit. Ein Rundgang durch das Bieler Bahnhofgebiet um 4.00 Uhr in der Früh.
Reportage
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Freitag, 4.00 Uhr: Roger Grunder betritt ein Depot der Stadt Biel, an der Spitalstrasse auf der Brücke. Dort steht bereit, was er für seine Arbeit als Strassenwärter braucht: Orange Leuchtkleidung, Besen, Wagen mit Mülltonnen. Damit ist er in den nächsten acht Stunden unterwegs und wischt zusammen, was andere achtlos auf den Boden geschmissen haben.
Warum die Menschen ihren Abfall auf den Boden schmeissen, weiss ich nicht. Ich habe aber den Eindruck, viele Leute mögen den Weg bis zum nächsten Abfalleimer nicht mehr auf sich nehmen. Und häufig höre ich auch die Bemerkung: „Ihr seid ja bezahlt dafür“.
Roger Grunder, Strassenwärter bei der Stadt Biel
Roger Grunder und sein Kollege sind für das Bahnhofgebiet zuständig. Der sogenannte „Morgechehr“ dauert zwei Stunden und klappert Orte ab, die häufig stark belebt sind: der Bahnhofplatz, die Bahnhofstrasse, vorbei an Guisan- und Zentralplatz, das „Bermuda-Dreieck“ mit seinen Bars und Clubs.

©Aline Studer
Auf dem Weg zum Bahnhofplatz sammeln Roger Grunder und sein Kollege Müll ein, der ihnen unterwegs auffällt: einzelne Becher, Papierchen, Zigarettenkippen.
Aschenbecher leeren, ausnahmsweise
4.15 Uhr: Auf dem Bahnhofplatz angekommen, wischen sie den herumliegenden Abfall zu kleinen Haufen zusammen. Das wird später die Wischmaschine einsaugen. Grössere Dinge wie Bierdosen wandern in Grunders grüne Tonne.
Bei den Mülleimern entfernen die beiden Strassenwärter den überquellenden Abfall. Wegen Ferienabsenzen leeren sie heute ausnahmsweise auch die Aschenbecher. Nicht aber die Mülleimer selber: dafür ist jemand anderes zuständig.
Friedliche Morgenstunden
Trotz der frühen Uhrzeit sind am Bahnhof einige Leute anzutreffen. Trotzdem ist es ruhig, man lässt die anderen ihr Ding machen. Bei einer Bushaltestelle wischt Roger Grunder den Müll unter einer Bank hervor. Die Obdachlosen, die da ihre Nacht verbringen, lassen sich von ihm nicht stören.
Es ist sehr friedlich um diese Uhrzeit unterwegs zu sein. Ab und zu kommt man mit Menschen in Kontakt, kann ein wenig plaudern. So macht die Arbeit Spass.
Roger Grunder, Strassenwärter bei der Stadt Biel
4.45 Uhr: Plötzlich wird es laut: Zu den Strassenwärtern gesellen sich die Wischmaschinen, mit Blinklicht und rotierenden Bürsten. Eine kleine Maschine putzt auf den Trottoirs, eine grosse ist auf der Strasse unterwegs. Mit dem entfernten Rauschen der Wischmaschinen geht der „Morgechehr“ von Roger Grunder weiter.
Überbleibsel des vorigen Abends
5.35 Uhr: Die Strassenwärter biegen in Biels Ausgangsmeile ein. Viel Zeit ist noch nicht verstrichen, seit die letzten Feiernden die Bars und Clubs verlassen haben. Vor den Lokalen stapeln sich die Plastikbecher und in finsteren Ecken riecht es nach Urin.
Manchmal gibt es schon Dinge, die einen ekeln. Besonders an den Wochenenden, wenn die Leute mal einen über den Durst getrunken haben. Zum Teil findet man da Erbrochenes oder Exkremente, und es riecht nach Urin. Das müsste nicht sein. Aber der Müll, der stört mich nicht. Wir sammeln alles ein.
Roger Grunder, Strassenwärter bei der Stadt Biel
Roger Grunder wechselt einige freundliche Worte mit Angestellten, die die Türen zu den Bars und Clubs gerade erst hinter sich verschlossen haben. Ob jemand wisse, wo diese herrenlose Baustellenlampe hingehört? Vermutlich zur Baustelle, vis-à-vis vom Club. Der Strassenwärter hängt die Leuchte zurück an ihren Platz.
Nach dem Morgechehr geht die Arbeit weiter
6.00 Uhr: Roger Grunder und sein Kollege haben den Morgechehr beendet. Nun gehts zurück ins Depot, für eine Kaffee-Pause. Etwa 200 Liter Müll haben sie in den zwei Stunden gesammelt. Die mitgeführte Tonne, wie man sie vom Grünabfall kennt, wurde nicht ganz gefüllt. Im Vergleich zu anderen Tagen gabs heute weniger zusammenzuwischen, so Roger Grunder.
Ich habe den Eindruck, dass wir jeweils besonders viele Büchsen, Becher und PET- oder Bierflaschen einsammeln. Gefolgt von Papierchen und Zigarettenstummeln. Ob das die Statistik so belegt, weiss ich aber nicht.
Roger Grunder, Strassenwärter bei der Stadt Biel
Es wird langsam hell und die Stadt erwacht. Nach der Pause geht es für Roger Grunder und seinen Kollegen weiter mit ihrem Arbeitstag: auf sie warten noch weitere Strassen, bevor sie dann am Mittag in den Feierabend gehen.